Brustkrebsmonat

«Es gibt noch sehr viel Unverständnis»: Zwei Gynäkologen im Gespräch über den Brustkrebsmonat 2020

Veröffentlicht am 02/10/2020

breast cancer DE

Dank des alljährlichen Brustkrebsmonats im Oktober wird erneut das Thema Brustkrebs in das öffentliche Bewusstsein gerückt. So gibt es zahlreiche Expertinnen, Experten im Bereich der Gynäkologie, Onkologie und Senologie, die sich stark in der Sensibilisierungsarbeit engagieren. Dabei steht eine Frage besonders im Zentrum: Wie können Patientinnen besser geschützt und unterstützt werden?

«Die Sensibilisierungsarbeit und Bewusstseinsstärkung der Frauen sollte nicht nur im Brustkrebsmonat sondern auch sonst fortlaufend geschehen», sagt OneDoc-Partner Dr. med. Jörg Obwegeser, Facharzt für Gynäkologische Zytologie FMH in der Gruppenpraxis für Frauenmedizin CentralGyn. Dies, weil die Patientinnen sehr verschiedene Situationen im Umfeld erleben und dementsprechend auch unterschiedliches Vorwissen besitzen.

«Gynäkolog*innen müssen die Frauen aktiv auf das Thema ansprechen»

«Ich stelle immer fest, dass es noch sehr viel Unverständnis über die Prävention und Heilung von Brustkrebs gibt», führt Dr. med. Obwegeser weiter aus, «Es gehört zur Aufgabe des Gynäkologen, die Frau aktiv auf das Thema anzusprechen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich selbst regelmässig untersuchen soll.»

Auch OneDoc-Partnerin Dr. med. Michelle Larson, Fachärztin FMH für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Frauenpraxis Larson, stellt diese Unterschiede fest: Sie findet deshalb klar, dass Gynäkologinnen und Gynäkologen die Frauen darüber aufklären müssen, dass das lange Warten unter Umständen gefährlich sein kann. «Ich frage stets, ob meine Patientinnen ihre Brust regelmässig abtasten und überprüfen, ob alles stimmt», so Dr. med. Larson weiter. Auf diese Weise wolle sie das Bewusstsein der Patientinnen fördern.

Auch eine 25-Jährige muss ihre Brust kennenlernen

Gemäss Dr. med. Obwegeser ist die Selbstuntersuchung extrem wichtig und das nicht nur für Frauen über 50 Jahren. «Denn auch eine 25-Jährige muss ihre Brust frühzeitig kennenlernen. Wenn sie sie nie abgetastet hat, wie will sie später wissen, ob dort eine Veränderung besteht?», sagt Dr. med. Obwegeser.

Dem stimmt auch Dr. med. Larson zu: «Wichtig ist, dass die Frauen von Spezialistinnen und Spezialisten immer wieder hören, dass Brustkrebs heilbar ist, wenn man ihn dank der Vorsorge frühzeitig entdeckt.» Denn vielen Frauen sei auch nicht klar, dass die Symptome lange nicht offensichtlich seien.

Dr. med. Michelle Larson

Angst wegnehmen, nicht Angst einflössen

«Natürlich ist die Idee nicht, den Frauen durch die Vorsorge Angst zu machen, sondern sie ihnen wegzunehmen. Dafür braucht es das persönliche Gespräch, was ich als sehr wertvoll empfinde», ergänzt die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Beziehung zwischen Gynäkologin und Patientin ist sehr intim und mit viel Vertrauen geladen, das stets gefördert werden muss: «Als Gynäkologin muss ich mich darum kümmern, dass die Patientin den offenen Dialog mit mir führen kann.»

Auch Dr. med. Obwegeser sieht im Geschäft mit der Angst ein Problem: Frauen bräuchten Unterstützung, keine Angsteinflössung. Viele Frauen fürchteten sich beispielsweise vor der Mammographie. «Ärztinnen und Ärzte müssen sich wirklich mehr darum bemühen, die Vorteile und Nachteile der Mammographie klar darzulegen und den Frauen dieses Schwarz-Weiss-Denken, Gut-Oder-Schlecht-Denken, wegnehmen

Dr. med. Jörg Obwegeser

Heute allmählich kein Tabuthema mehr

Gemäss Dr. med. Larson galt nämlich der Brustkrebs jahrelang als grosses Tabuthema in unserer Gesellschaft und es wurde wenig darüber gesprochen, wodurch im Allgemeinen viel Unklarheit besteht: «Nun wird der öffentliche Diskurs gefördert und gestärkt.»

Dr. med. Obwegeser findet, dass deshalb nun mehr darauf geachtet werden müsste, dass die Patientinnen mit einem Befund in der Brust schnell und kompetent beraten werden: «Die Betroffenen sollen nicht über verschiedene Kanäle behandelt werden und dabei Zeit verlieren, sondern zügig dank telemedizinischer Lösungen, wie den von mir angebotenen Online-Terminbuchungen, innert 24-72 Stunden in einer persönlichen Sprechstunde beraten werden.»

Basierend auf der Beratung liegt die Entscheidung über das weitere Vorgehen laut Dr. med. Obwegeser natürlich bei der Patientin. «Wenn die Betroffene sagt, die Brust bleibt dran, dann werde ich alles tun, damit ich sie möglichst nach Ihren Wünschen behandeln kann», so der Gynäkologe, der bereits rund 800 Brustkrebse behandelt hat.

So können Gesundheitsfachpersonen Patientinnen besser unterstützen:

Dr. med. Obwegeser nennt drei Punkte, auf die Gesundheitsfachpersonen achten sollen, um ihre Patientinnen besser zu unterstützen: «Wir müssen frühzeitig sensibilisieren, den Frauen die Vorteile und Nachteile der Mammographie und Sonographie klar darlegen und die genetische Disposition überprüfen

Dr. med. Larson ergänzt einen weiteren Punkt: «Auch der Dialog zwischen Patientin und Gynäkologin und der Austausch zwischen Gesundheitsexperten muss gefördert werden.» So können Frauen besser geschützt und unterstützt werden. «Ich würde mir wünschen, dass wir Frauen stärker zeigen könnten, dass es eine Chance ist, auf die eigene Gesundheit zu achten

Den Brustkrebsmonat empfindet Larson als besonders wichtig für Frauen, weshalb sie sich aktiv engagieren wird: So veröffentlicht sie auf ihrer Homepage einige Infos, verteilt in dieser Zeit in ihrer Praxis Flyer für wichtige Veranstaltungen zum Thema und verschenkt Schleifchen.

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